Hadar Noiberg Trio

Middle Eastern Worldmusic & Jazz 

Israel ist nicht gerade das Land, das man mit Jazz assoziiert, und trotz großer Namen wie Roland Kirk, Yusef Lateef, Jeremy Steig oder Herbie Mann ist auch die Flöte nicht das Instrument, an das man beim Jazz als erstes denkt. Durch HADAR NOIBERG könnte sich das eine wie das andere zumindest ein bisschen ändern. Man ist versucht, das Hadar Noiberg Trio als Mittlerer-Osten-Variante des Tingvall Trios zu beschreiben:
Gut hörbarer Jazz, der grooven kann, der zugleich Bilder vermittelt und Stimmungen entwirft. Beim Tingvall-Trio sind das nordische Stimmungen, bei Hadar Noiberg ist es Mittelmeer, Marokko, Persien. Immer wieder klickt orientalisch anmutende Melodik ins Ohr, winden sich Flötenlinien schlangenhaft.
Das Trio taucht ein in diese Musik, diese Rhythmen, diese Stimmungen. Da beginnt ein Stück mit vorsichtig angetupftem Bass, der Klang knackt metallisch, der Ton ist leise, der Ausdruck intim, nach innen gewandt. Bassist HAGGAI COHEN MILO lässt immer wieder solche Bilder entstehen. Drummer JOHN HADFIELD fügt Besenreiben hinzu, lässt ein Becken erzittern, tickt die Tom-Toms an, kehlig-dumpf, dann ein raspelnder Flötenton, langgezogen wie ein Ruf, Nachtstimmung, Wüste. Die in New York lebende Flötistin hat ein feines Gespür für Atmosphäre. Da ist dieser geheimnisvolle Wüstenruf, der in eine magisch sich windende Melodie transformiert wird, die immer wieder aus dem ‚Orient‘ ausbricht, mit Blue Notes, mit typisch amerikanischen Wendungen, mit Soul- und Blueszitaten. Diese eher bekannten Wendungen unterstreichen das Exotische sogar. Dabei verdichtet sich die Musik, der Groove wächst, pumpt, Haggai Cohen Milo spielt einen klassischen Walking Bassi, Hadar Noiberg legt quirlig-verspielte Linien drüber, die an ein barockes virtuoses Allegro erinnern. Sie weitet das aus, scattet auf der Flöte, der Bassist und der Perkussionist antworten und plötzlich ist das ein wilder Tanz, der in die Beine geht.